#ZukunftDerIndustrie
Europas Industriestrategie weiterentwickeln
Deutschland und Europa brauchen eine starke EU. Mitgliedsstaaten und Institutionen sind gleichermaßen gefordert, die wirtschaftspolitische Position der EU zu stärken.
Der Zusammenhalt der Europäischen Union (EU) ist gefährdet. Von außen versuchen strategische Rivalen und zuletzt auch eigentliche Partner die EU zu spalten. Im Inneren verstärkt die Corona-Pandemie das wirtschaftliche Ungleichgewicht zwischen den Mitgliedern. Zum ersten Mal seit ihrer Gründung verlässt mit Großbritannien ein Land die Gemeinschaft und auch in anderen Ländern streiten Bewegungen für ein Europa isolierter Nationalstaaten.
Deutschland und Europa aber sind auf eine starke EU angewiesen. Angesichts der zahlreichen Herausforderungen im Inneren und Äußeren ist sie wichtiger als je zuvor. Deshalb muss die EU ihre Position auch in der Wirtschaftspolitik stärken. Hierbei kommt der Industrie eine Schlüsselrolle zu.
Europa braucht eine nachhaltige Industriestrategie, die die Industrie europaweit voranbringt, ihre Stärken unterstützt, Innovationskraft stärkt und Beschäftigung sichert. Notwendig sind gute Rahmenbedingungen und erhebliche Fördermittel zur Sicherung und Erneuerung der industriellen Wertschöpfungsnetzwerke in der EU. Die europäische Industriestrategie darf nicht zur Abschottung der EU führen, sondern muss auch in schwierigen Zeiten das europäische Wirtschafts- und Sozialmodell als Basis für Verhandlungen im multilateralen Handelssystem stärken. Sie muss die Industrie jedoch auch besser schützen und Marktzugänge sicherstellen.
Jetzt ist es mehr denn je wichtig, Investitionen, Innovationen, Beschäftigung, gute Arbeitsbedingungen, Wettbewerbsfähigkeit, offene Märkte und die wirtschaftliche Dynamik in Deutschland und Europa nachhaltig zu stärken. EU-Mitgliedstaaten und EU-Institutionen sind hier gleichermaßen gefordert.
Anspruchsvolle Zielsetzung für EU-Industriepolitik erarbeiten
Die EU-Industriestrategie sollte an einer anspruchsvollen Zielsetzung für die europäische Industrie ausgerichtet werden. Die industrielle Wertschöpfung und Beschäftigung müssen aus der digitalen und ökologischen Transformation gestärkt hervorgehen. Die in der Strategie formulierten Ziele sollten zudem durch Indikatoren ergänzt werden, die ein Monitoring der industriellen Entwicklung in Europa im globalen Vergleich ermöglichen. Die Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft der europäischen Industrie sollten auch durch eine Stärkung der wesentlichen Elemente des europäischen Wirtschafts- und Sozialmodells sichergestellt werden.
Perspektive der Beschäftigten in der EU-Industriestrategie verankern
Innovationen und Wertschöpfung entstehen in den Köpfen und durch die Hände der Beschäftigten. Eine europäische Industriestrategie kann nur Erfolg haben, wenn sie zum Ziel hat, das Potenzial von Beschäftigten durch gute Arbeitsplätze und ‑bedingungen, hohe Produktivität und Qualifizierung für den Erfolg der europäischen Industrie nutzbar zu machen. Ziel einer europäischen Industriestrategie sollte es daher auch sein, den finanziellen Rahmen der bestehenden ESF-Sozialpartnerrichtlinie zur Qualifizierung und Fachkräftesicherung auszuweiten.
Technologische Souveränität und ökologische Transformation stärken
Die EU sollte die technologische Souveränität und die „open strategic autonomy“ der europäischen Industrie stärken, bestehende Programme zu europäischen Wertschöpfungsnetzwerken verbessern und neue Fördermöglichkeiten vor allem für Transformationstechnologien im Klimaschutz und bei der Digitalisierung schaffen. Die notwendigen Mittel für den wirtschaftlichen Wiederaufbau und die zwei Schwerpunkte müssen im Mehrjährigen Finanzrahmen, in Invest EU und in der Strategie für nachhaltige Finanzierung in Programmen der europäischen Institutionen fest verankert werden.
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